Prof. Dr. Tim Meyer: "Impfen schützt uns alle und den Sport"

Impfen hilft im Kampf gegen die Pandemie. Daher werben auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und seine Mitgliedsverbände für den schützenden Piks in den Oberarm. "Schiri, ich hab' schon Gelb" lautet das Motto der Impfkampagne, die jetzt noch einmal intensiviert wird. Prof. Dr. Tim Meyer, Vorsitzender der Medizinischen Kommission des DFB, erklärt im DFB.de-Interview, warum er die Kampagne für so wichtig hält und weshalb das Impfen unter anderem der Schlüssel zur Aufrechterhaltung des Trainings- und Spielbetriebs im Amateurfußball ist.

DFB.de: Professor Meyer, der DFB wirbt mit einer Kampagne dafür, dass sich Amateurfußballer*innen impfen lassen. Warum macht das Sinn?

Prof. Dr. Tim Meyer: Das ergibt allein schon aus grundsätzlichen Überlegungen Sinn. Der DFB und seine Landesverbände setzen sich damit dafür ein, die Impfbereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen. Damit leisten sie eine wertvolle Unterstützung bei der Bekämpfung der Pandemie. Das ist von übergeordnetem gesellschaftlichem Interesse. Der DFB und seine Landesverbände zeigen damit eine klare Haltung und setzen ein wichtiges Zeichen. Denn es werden die Impfungen sein, die uns aus dieser Pandemie herausbringen.

DFB.de: War der Zeitpunkt für den Launch der Kampagne gut gewählt?

Meyer: Auf jeden Fall. Die Kampagne wurde im Spätsommer gelauncht, als der Amateurspielbetrieb bundesweit wieder anlief. Es kehrte Leben in die Vereine zurück. Überall herrschte Erleichterung darüber, dass endlich Normalität Einzug hält. Ich glaube, dass den Fußballerinnen und Fußballern in dieser Phase noch einmal richtig deutlich wurde, was sie in den Zeiten der Lockdowns schmerzlich vermisst haben. Nämlich den Sport und die Gemeinschaft!  Und die aktuelle Entwicklung der Pandemie zeigt, dass wir hier weiter Werbung für das Impfen machen müssen. Auch weil mit Omikron eine weitere Virusvariante aufgetreten ist, gegenüber der nur bei vollständigem Impfschutz, das heißt mit drei Impfungen, ein ausreichender Schutz besteht.

DFB.de: Sie sprechen die vierte Welle an, in der die bundesweite Inzidenz mittlerweile auf Werte von deutlich mehr als 500 stieg und die Zahl der Neuinfektionen bei über 100.000 Personen an einem Tag lag?

Meyer: Genau. Eine ausreichende Durchimpfung der Bevölkerung in Deutschland ist noch nicht erreicht. Insbesondere bei jungen, aber leider auch bei älteren Menschen bestehen noch Impflücken. Die vierte und eine mögliche fünfte Welle in ihren Folgen zu mildern und damit wieder Normalität herzustellen, gelingt uns nur als Gesellschaft. Jeder kann einen Beitrag dazu leisten! Nämlich indem man sich impfen bzw. boostern lässt. Die Logik dahinter ist simpel: Jeder vollständig Geimpfte bietet einen weitaus größeren Schutz gegen Corona als jeder Nicht-Geimpfte. Wer sich nicht impfen lässt, bekommt früher oder später Corona - sofern er oder sie sich nicht allein auf eine einsame Insel begibt. Mit anderen Worten: Jeder Geimpfte macht es dem Virus schwerer, sich auszubreiten. Impfungen tragen zur Verringerung der Ansteckungsgefahr für alle bei!

DFB.de: Eine Impfung garantiert jedoch keinen 100-prozentigen Schutz. Das zeigen gerade die Impf-Durchbrüche, die durch die Omikron-Variante verursacht werden. Warum sind Impfungen dennoch alternativlos?

Meyer: Auf den Intensivstationen liegen ganz vorwiegend Ungeimpfte. Das Missverhältnis wird noch augenfälliger, wenn man berücksichtigt, dass die Zahl der geimpften Erwachsenen erheblich über jener der ungeimpften liegt. Der Schutz einzelner Bürger*innen vor schweren Krankheitsverläufen durch einen vollständigen Impfschutz ist also sehr gut. Und wenn Impf-Durchbrüche mit Erkältungssymptomen einhergehen, wollen wir doch nicht ernsthaft behaupten, dass das ein großes Problem ist. Erkältungen hatten wir doch alle vor der Pandemie auch.

DFB.de: Welche Erkenntnisse hat die Omikron-Variante noch mitgebracht?

Meyer: Es ist deutlich geworden, dass ein kompletter Impfschutz erst durch mindestens drei Impfungen entsteht und möglicherweise auch künftig nach gewissen Abständen aufgefrischt werden muss. Das Konzept der Einmalimpfung hat sich zumindest als nicht optimal erwiesen. Bei Erregern, die sich verändern, wird der Impfschutz jedoch selten auf Dauer perfekt sein. Genau genommen war das bei früheren Impfungen auch nicht so, aber aufgrund der Seltenheit dieser Erkrankungen haben wir das alle nicht bemerkt und dachten immer, die Sicherheit sei 100 Prozent. Letztlich ermahnt uns dies alle, dass wir die vermeintlich banalen Regeln des Abstandhaltens und Masketragens noch aufrecht erhalten müssen - zumindest wenn wir die nicht vollständig geimpften Menschen mit höherem Alter oder Vorerkrankungen optimal schützen wollen.

DFB.de: Kann man die Impf-Empfehlung auf den Fußball zuspitzen?

Meyer: Natürlich, sehr gut sogar. Eine Impfung schützt nicht nur einen Fußballer oder eine Fußballerin persönlich, sondern auch das Umfeld. Verschiedene Studien weisen zwar darauf hin, dass auf dem Spielfeld unter freiem Himmel beim Fußballspielen keine wesentliche Ansteckungsgefahr besteht, sie wurden jedoch alle vor der Omikron-Zeit durchgeführt. Aber es gibt durch Impfungen auch generall mehr Sicherheit im sozialen Umgang. Mit einer Impfung schützt man also seine Mitspieler*innen, seine Trainer*innen, die Vereinsmitarbeiter*innen und die Zuschauer*innen. Wer sich impfen bzw. boostern lässt, zeigt, dass er Verantwortung gegenüber seiner Mannschaft trägt, seinem Verein, der Liga, in der er spielt, der Gemeinschaft und der Gesellschaft.

DFB.de: Worin besteht für Vereine ein unmittelbarer Nutzen?

Meyer: Hat ein Verein mehr geimpfte Spieler*innen, erhöht sich die Chance auf Teilhabe. Denn jede geimpfte Person leistet einen Beitrag, um das Risiko zu reduzieren, dass der Trainings- und Spielbetrieb nicht wieder verboten werden. Sind die Trainer*innen geimpft, können sie ihre Teams mit höherer Wahrscheinlichkeit durchgängig betreuen. Haben die Ehrenamtlichen ihre Vakzine erhalten, können sie das Vereinsleben gestalten. Wären alle Fans geimpft, würden die Diskussionen über Zuschauerzulassung anders verlaufen. Und natürlich bewegt man sich im Mannschaftsumfeld auch mit weniger Sorgen, wenn man selbst geimpft ist

DFB.de: Welches Ergebnis erhoffen Sie sich von der Kampagne?

Meyer: Man wird es ja nicht rückverfolgen können, wer sich aufgrund der Kampagne hat impfen lassen. Insofern fehlt hier eine Bemessungsgrundlage. Ich würde mich aber freuen, wenn sich durch die Kampagne der Eindruck verfestigt, dass Fußball in dieser Pandemie nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung ist. Das gilt hoffentlich auch für den Umgang mit der Omikron-Variante.

[dfb]

Impfen hilft im Kampf gegen die Pandemie. Daher werben auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und seine Mitgliedsverbände für den schützenden Piks in den Oberarm. "Schiri, ich hab' schon Gelb" lautet das Motto der Impfkampagne, die jetzt noch einmal intensiviert wird. Prof. Dr. Tim Meyer, Vorsitzender der Medizinischen Kommission des DFB, erklärt im DFB.de-Interview, warum er die Kampagne für so wichtig hält und weshalb das Impfen unter anderem der Schlüssel zur Aufrechterhaltung des Trainings- und Spielbetriebs im Amateurfußball ist.

DFB.de: Professor Meyer, der DFB wirbt mit einer Kampagne dafür, dass sich Amateurfußballer*innen impfen lassen. Warum macht das Sinn?

Prof. Dr. Tim Meyer: Das ergibt allein schon aus grundsätzlichen Überlegungen Sinn. Der DFB und seine Landesverbände setzen sich damit dafür ein, die Impfbereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen. Damit leisten sie eine wertvolle Unterstützung bei der Bekämpfung der Pandemie. Das ist von übergeordnetem gesellschaftlichem Interesse. Der DFB und seine Landesverbände zeigen damit eine klare Haltung und setzen ein wichtiges Zeichen. Denn es werden die Impfungen sein, die uns aus dieser Pandemie herausbringen.

DFB.de: War der Zeitpunkt für den Launch der Kampagne gut gewählt?

Meyer: Auf jeden Fall. Die Kampagne wurde im Spätsommer gelauncht, als der Amateurspielbetrieb bundesweit wieder anlief. Es kehrte Leben in die Vereine zurück. Überall herrschte Erleichterung darüber, dass endlich Normalität Einzug hält. Ich glaube, dass den Fußballerinnen und Fußballern in dieser Phase noch einmal richtig deutlich wurde, was sie in den Zeiten der Lockdowns schmerzlich vermisst haben. Nämlich den Sport und die Gemeinschaft!  Und die aktuelle Entwicklung der Pandemie zeigt, dass wir hier weiter Werbung für das Impfen machen müssen. Auch weil mit Omikron eine weitere Virusvariante aufgetreten ist, gegenüber der nur bei vollständigem Impfschutz, das heißt mit drei Impfungen, ein ausreichender Schutz besteht.

DFB.de: Sie sprechen die vierte Welle an, in der die bundesweite Inzidenz mittlerweile auf Werte von deutlich mehr als 500 stieg und die Zahl der Neuinfektionen bei über 100.000 Personen an einem Tag lag?

Meyer: Genau. Eine ausreichende Durchimpfung der Bevölkerung in Deutschland ist noch nicht erreicht. Insbesondere bei jungen, aber leider auch bei älteren Menschen bestehen noch Impflücken. Die vierte und eine mögliche fünfte Welle in ihren Folgen zu mildern und damit wieder Normalität herzustellen, gelingt uns nur als Gesellschaft. Jeder kann einen Beitrag dazu leisten! Nämlich indem man sich impfen bzw. boostern lässt. Die Logik dahinter ist simpel: Jeder vollständig Geimpfte bietet einen weitaus größeren Schutz gegen Corona als jeder Nicht-Geimpfte. Wer sich nicht impfen lässt, bekommt früher oder später Corona - sofern er oder sie sich nicht allein auf eine einsame Insel begibt. Mit anderen Worten: Jeder Geimpfte macht es dem Virus schwerer, sich auszubreiten. Impfungen tragen zur Verringerung der Ansteckungsgefahr für alle bei!

DFB.de: Eine Impfung garantiert jedoch keinen 100-prozentigen Schutz. Das zeigen gerade die Impf-Durchbrüche, die durch die Omikron-Variante verursacht werden. Warum sind Impfungen dennoch alternativlos?

Meyer: Auf den Intensivstationen liegen ganz vorwiegend Ungeimpfte. Das Missverhältnis wird noch augenfälliger, wenn man berücksichtigt, dass die Zahl der geimpften Erwachsenen erheblich über jener der ungeimpften liegt. Der Schutz einzelner Bürger*innen vor schweren Krankheitsverläufen durch einen vollständigen Impfschutz ist also sehr gut. Und wenn Impf-Durchbrüche mit Erkältungssymptomen einhergehen, wollen wir doch nicht ernsthaft behaupten, dass das ein großes Problem ist. Erkältungen hatten wir doch alle vor der Pandemie auch.

DFB.de: Welche Erkenntnisse hat die Omikron-Variante noch mitgebracht?

Meyer: Es ist deutlich geworden, dass ein kompletter Impfschutz erst durch mindestens drei Impfungen entsteht und möglicherweise auch künftig nach gewissen Abständen aufgefrischt werden muss. Das Konzept der Einmalimpfung hat sich zumindest als nicht optimal erwiesen. Bei Erregern, die sich verändern, wird der Impfschutz jedoch selten auf Dauer perfekt sein. Genau genommen war das bei früheren Impfungen auch nicht so, aber aufgrund der Seltenheit dieser Erkrankungen haben wir das alle nicht bemerkt und dachten immer, die Sicherheit sei 100 Prozent. Letztlich ermahnt uns dies alle, dass wir die vermeintlich banalen Regeln des Abstandhaltens und Masketragens noch aufrecht erhalten müssen - zumindest wenn wir die nicht vollständig geimpften Menschen mit höherem Alter oder Vorerkrankungen optimal schützen wollen.

DFB.de: Kann man die Impf-Empfehlung auf den Fußball zuspitzen?

Meyer: Natürlich, sehr gut sogar. Eine Impfung schützt nicht nur einen Fußballer oder eine Fußballerin persönlich, sondern auch das Umfeld. Verschiedene Studien weisen zwar darauf hin, dass auf dem Spielfeld unter freiem Himmel beim Fußballspielen keine wesentliche Ansteckungsgefahr besteht, sie wurden jedoch alle vor der Omikron-Zeit durchgeführt. Aber es gibt durch Impfungen auch generall mehr Sicherheit im sozialen Umgang. Mit einer Impfung schützt man also seine Mitspieler*innen, seine Trainer*innen, die Vereinsmitarbeiter*innen und die Zuschauer*innen. Wer sich impfen bzw. boostern lässt, zeigt, dass er Verantwortung gegenüber seiner Mannschaft trägt, seinem Verein, der Liga, in der er spielt, der Gemeinschaft und der Gesellschaft.

DFB.de: Worin besteht für Vereine ein unmittelbarer Nutzen?

Meyer: Hat ein Verein mehr geimpfte Spieler*innen, erhöht sich die Chance auf Teilhabe. Denn jede geimpfte Person leistet einen Beitrag, um das Risiko zu reduzieren, dass der Trainings- und Spielbetrieb nicht wieder verboten werden. Sind die Trainer*innen geimpft, können sie ihre Teams mit höherer Wahrscheinlichkeit durchgängig betreuen. Haben die Ehrenamtlichen ihre Vakzine erhalten, können sie das Vereinsleben gestalten. Wären alle Fans geimpft, würden die Diskussionen über Zuschauerzulassung anders verlaufen. Und natürlich bewegt man sich im Mannschaftsumfeld auch mit weniger Sorgen, wenn man selbst geimpft ist

DFB.de: Welches Ergebnis erhoffen Sie sich von der Kampagne?

Meyer: Man wird es ja nicht rückverfolgen können, wer sich aufgrund der Kampagne hat impfen lassen. Insofern fehlt hier eine Bemessungsgrundlage. Ich würde mich aber freuen, wenn sich durch die Kampagne der Eindruck verfestigt, dass Fußball in dieser Pandemie nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung ist. Das gilt hoffentlich auch für den Umgang mit der Omikron-Variante.

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